Anastasia Rydlevskaya
ist eine Künstlerin aus Weißrussland, die vor Repressionen und dem Regime von Alexander Lukaschenko in Danzig Asyl fand. Kunst ist für sie die höchste Existenzform und die letzte Hoffnung. Sie greift nach den intensivsten Emotionen, universellen Gefühlen und Empfindungen. Sie wusste immer, dass sie Künstlerin werden würde; doch anstatt ihr Kunststudium abzuschließen, spezialisierte sie sich auf französische Literatur. Ihre Arbeit zeigt eine Faszination für die Kraft von Geschichten, vielschichtigen Metaphern und Erzählungen, die in der europäischen Philosophie verwurzelt sind. Auf die Frage, was es für sie bedeutet, eine junge Weißrussin zu sein, die in Polen arbeitet, antwortet sie: „Alles, was ich durchmache, hat seine Dimension in meiner Kunst. Ich versuche jedoch, meine Kunst nichtbinär zu machen, Grenzen zu überschreiten und humanistisch zu sein. Es gibt zwei Dimensionen, in denen ich schaffe: meine persönliche Herangehensweise und meine Bereitschaft, sie mit allen Menschen auf der ganzen Welt in Verbindung zu bringen. Schließlich teilen wir alle denselben Wunsch – den Wunsch nach Glück“
Ihre surrealen, oft düsteren Bilder weisen drei permanente Motive auf: weinende Blumen, blaue Tiger und Löwen, vielköpfige Chimären … Weinende Blumen sind eine Anspielung auf Blaise Pascals „denkendes Schilfrohr“. „Es ist nur eine Blume, aber sie hat ein sehendes Auge, das immer offen ist und sich daher wie ein denkendes Wesen anfühlt. Er kann nur hinschauen, aber er schaut nicht weg“, sagt die Künstlerin. Nach ihrem Umzug nach Danzig entdeckte sie, dass die Stadt zwei Löwen in ihrem Wappen hat … In der Heraldik ein Synonym für königliche Stärke, sind in Rydlevskas Werk blaue Löwen, die aus weinenden Tränen bestehen, eine Metapher für Leiden. Andererseits ist der Tiger ein Symbol für Energie, die zu Veränderungen führt. „Diese Energie ist wie die Sonne“, behauptet die Künstlerin, „man kann nicht sagen, dass die Sonne zu heiß ist, sie ist jenseits der Moral.“